Pavel Büchler

Under Destruction

Das kleine gelbe Plakat am Anfang der Ausstellung «Under Destruction» im Museum Tinguely (15. Oktober 2010 bis 23. Januar 2011) lässt keinen Zweifel: Die Besucher betreten gefährliches Terrain. Die Gefahr droht in erster Linie vom Boden, einer Gipskarton-Wüste der italienischen Künstlerin Monica Bonvicini mit hinterlistig angebrachten Fehlstellen. Zerstörerische Gewalt ist in der von Gianni Leiter des «Swiss Institute» in New York, Gianni Jetzer, und Chris Sharp sorgfältig kuratierten Schau, nur zum Teil ein Thema. Zerstörung wird von Künstlern heute offensichtlich weniger spektakulär und mit politischem Hintersinn dargestellt als noch in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Während Jean Tinguely damals nichts weniger als Weltuntergänge inszenierte, geht es heute um das Verschwindenlassen von Bleistiftzeichnungen per Radiergummi oder um Ausbleichen von Textilien mit einer Waschmaschine. Einer lässt Seifenblassen in Flammen aufgehen, ein anderer schickt maschninell geschmierte Konfitüren-Toasts in den Orkus abstürzen. Geschickt spielen die Ausstellungsmacher mit der Erwartungen der Besucher, indem sie ihnen zunächst bloss die sanfte Tour der Zerstörung vorführen, bevor sie es krachen lassen. Dabei darf es durchaus bedachtsam zugehen: Die hydraulische Kraft, die einen massiven Holzbalken zersprengt, wirkt langsam aber stetig; und der Crash zweier Luxusschlitten braucht Wochen, bis sie, Millimeter für Millimeter, zu Schrott gereift sind. Eine ausführliche Besprechung der Ausstellung steht hier.