Skulptur im 20. Jahrhundert

Brancusi und Serra bei Beyeler

Es ist nicht gerade Feuer und Wasser, was der Kurator Oliver Wick vom 22. Mai bis 21. August 2011 in der Fundation Beyeler zusammenführt. Doch mindestens als ganz und gar ungewöhnlich darf sein Vorhaben gelten, Constantin Brancusi (1876 bis 1957), dem Meister der skulpturalen Reduktion und der glatten Oberfläche, und Richard Serra (geboren 1939), dem Virtuosen der monumentalen Raum-Installation einen gemeinsamen Auftritt zu ermöglichen. Noch nie waren in der Schweiz so viele Arbeiten Brancusis, des wichtigsten Bildhauers der klassischen Moderne, zu sehen. Die 40 Werke sind gruppenweise ausgestellt, wobei mehrfach Variationen desselben Sujets in verschiedenen Materialien präsentiert werden. Von Richard Serra sind zehn wichtige Arbeiten zu sehen, gewaltige Stahlplatten, für die das Museum teilweise umkonstruiert werden musste, damit die viele Tonnen schweren Objekte richtig platziert werden konnten. Die Wirkung ist atemberaubend – auch wenn man nicht sieht, wie schwierig es war, die Kunstwerke ins Haus zu bringen. «Das», rief Sam Keller, der Direktor der Fundation Beyeler, aus, «soll und einmal jemand nachmachen.» In der Tat, auch Richard Serra, der seine erste Arbeit in Riehen 1980 für die inzwischen legendäre Ausstellung «Skulptur im 20. Jahrhundert» im Wenkenpark installierte, äusserte sich begeistert über das riesige Engagement der Fondation.
Wicks «Bauchgefühl», dass Brancusi und Serra irgendwie seelenverwandt seien und zusammen gezeigt gehören, bleibt nach einem ersten Rundgang durch die sorgfältig arrangierte Ausstellung ein Bauchgefühl: Man wird den Eindruck nicht los, dass sich die Werke der beiden Koryphäen nicht allzu viel zu sagen haben. So sehr Serra schon als Kunststudent in Paris Brancusi bewunderte, in dessen rekonstruiertem Atelier er tagelang zeichnend hockte, so eigenständig hat er später sein skulpturales Werk entwickelt. Brancusis Einfluss auf alle, die nach ihm Kunstwerke in drei Dimensionen gestalteten, ist unbestritten.
Zur Ausstellung erschien ein Katalog, der alle versammelt, die sich über Serras und Brancusis Kunst kluge Gedanken machen.
Eine ausführliche Besprechung der Ausstellung und des Katalogs ist
hier zu lesen.