Henri Matisse: Immer offen für Neues
Mit dem leitmotivisch gesetzten Untertitel «Einladung zur Reise» widmet die Fondation Beyeler in Riehen vom 22. September 2024 bis 26. Januar 2025 dem Jahrhundertkünstler Henri Matisse (1869-1954) eine umfassende Werkschau.
Hier steht der ganze Text der Besprechung als PDF zur Verfügung.
Das farbenfrohe, leicht zugängliche Oeuvre von Henri Matisse, stand von Anfang an in krassem Kontrast zum von gesundheitlichen und familiären Problemen geprägten Leben des Künstlers.
Die eindrückliche Liste der Reisen von Henri Matisse, welche die Ausstellung seines Lebenswerks in der Fondation Beyeler leitmotivisch definiert, und seine zahlreichen Arbeitsorte innerhalb Frankreichs, stehen im Widerspruch zur Selbsteinschätzung des Künstlers, der seine Sesshaftigkeit betonte. Im Gespräch mit dem Schweizer Kunsthistoriker Pierre Courthion (1902-1988) erklärte er, «kein Reisender» zu sein. Vielmehr sei er «jemand, der an einem Ort bleibt, jeden Tag pünktlich seine Arbeit beginnt, sie zu Mittag unterbricht, sie wieder aufnimmt, … und so bis am Abend weitermacht».
In der Tat war der studierte Jurist Matisse ein höchst disziplinierter Mann, der seiner künstlerischen Arbeit mit grossem Ernst nachging. Kurator Raphaël Bouvier zitiert ausführlich eine Unterhaltung mit dem Kritiker Tériade (eigentlich: Stratis Eleftheriadis, 1897-1983) über die Gewissensbisse, die der Maler angesichts unvollendeter Arbeiten in seinem Atelier empfand, während er auf Reisen war: «In meinem Atelier in Nizza hatte ich, bevor ich nach Tahiti aufbrach, mehrere Monate an einem Bild gearbeitet, ohne es zu vollenden. Obwohl ich während meiner Reise stark beeindruckt war von dem, was ich täglich sah, dachte ich zu wiederholten Malen an meine im Stich gelassene Arbeit. Ich könnte sogar behaupten, dass ich andauernd daran dachte.» Mehr…
Illustration: Grand nu couché (nu rose), 1935.© Succession H. Matisse / 2024, Pro Litteris, Zürich
Mit dem leitmotivisch gesetzten Untertitel «Einladung zur Reise» widmet die Fondation Beyeler in Riehen vom 22. September 2024 bis 26. Januar 2025 dem Jahrhundertkünstler Henri Matisse (1869-1954) eine umfassende Werkschau.
Hier steht der ganze Text der Besprechung als PDF zur Verfügung.
Das farbenfrohe, leicht zugängliche Oeuvre von Henri Matisse, stand von Anfang an in krassem Kontrast zum von gesundheitlichen und familiären Problemen geprägten Leben des Künstlers.
Die eindrückliche Liste der Reisen von Henri Matisse, welche die Ausstellung seines Lebenswerks in der Fondation Beyeler leitmotivisch definiert, und seine zahlreichen Arbeitsorte innerhalb Frankreichs, stehen im Widerspruch zur Selbsteinschätzung des Künstlers, der seine Sesshaftigkeit betonte. Im Gespräch mit dem Schweizer Kunsthistoriker Pierre Courthion (1902-1988) erklärte er, «kein Reisender» zu sein. Vielmehr sei er «jemand, der an einem Ort bleibt, jeden Tag pünktlich seine Arbeit beginnt, sie zu Mittag unterbricht, sie wieder aufnimmt, … und so bis am Abend weitermacht».
In der Tat war der studierte Jurist Matisse ein höchst disziplinierter Mann, der seiner künstlerischen Arbeit mit grossem Ernst nachging. Kurator Raphaël Bouvier zitiert ausführlich eine Unterhaltung mit dem Kritiker Tériade (eigentlich: Stratis Eleftheriadis, 1897-1983) über die Gewissensbisse, die der Maler angesichts unvollendeter Arbeiten in seinem Atelier empfand, während er auf Reisen war: «In meinem Atelier in Nizza hatte ich, bevor ich nach Tahiti aufbrach, mehrere Monate an einem Bild gearbeitet, ohne es zu vollenden. Obwohl ich während meiner Reise stark beeindruckt war von dem, was ich täglich sah, dachte ich zu wiederholten Malen an meine im Stich gelassene Arbeit. Ich könnte sogar behaupten, dass ich andauernd daran dachte.» Mehr…
Illustration: Grand nu couché (nu rose), 1935.© Succession H. Matisse / 2024, Pro Litteris, Zürich