Lichtdesign im Vitra Design Museum

Als der Brite Joseph Swan (1828–1914) und der Amerikaner Thomas Edison (1847–1931) 1879 unabhängig von einander diesseits und jenseits des Atlantiks die erste brauchbare Glühbirne vorführten, war noch nicht absehbar, wie sehr ihre Innovation den Alltag verändern würde. Aber schon zur Jahrhundertwende war elektrisches Licht weit verbreitet. Gleichwohl gibt es bis heute beträchtliche Unterschiede. Über 1,6 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu einem öffentlichen Stromnetz. Sie müssen sich in der Dunkelheit mit Strom aus Generatoren oder natürlichen Leuchtmitteln – Feuer, Kerzen, Gas – behelfen. In der Ausstellung «Lightopia» im Vitra Design Museum in Weil am Rhein – 28.9.2013 – 16.3.2014 – macht eine Karte des nächtlichen Globus die Ungleichheit anschaulich: Während der reiche Norden im Lichtermeer glänzt, ist es in den meisten Teilen Afrikas, Südamerikas und Asiens weitgehend finster. Die von Jolanthe Kugler kuratierte Schau zeigt die Kulturgeschichte des elektrischen Lichts als einen Prozess, der gegenwärtig durch den Übergang vom Glühlampen-Licht zur LED- und OLED-Technik einen radikalen Wandel vollzieht. Und sie demonstriert, unter anderem anhand von 300 Exponaten aus der einzigartigen Lampen-Sammlung des Museums, wie phantasievoll Designer seit der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg die unterschiedlichsten Materialien zum Leuchten brachten. Zum ersten Mal, erklärt die Kuratorin, werde die Gestaltung von Licht nicht nur in Teilaspekten – wie etwa Lichtkunst und Leuchtendesign – aufgegriffen, sondern die verschiedenen Facetten des Lichtdesigns zusammengebracht. Dem Anspruch, den Überblick umfassend zu gestalten, wird auch der Katalog gerecht. Er ist in drei Bände aufgeteilt. Der erste Teil enthält Essays zur Kulturgeschichte des Lichts, der zweite konzentriert sich auf die bedeutendsten Leuchten aus der Sammlung des Vitra Design Museums und der dritte befasst sich im Gespräch mit zeitgenössischen Lichtdesignern und Lichtkünstlern mit den gestalterischen Perspektiven der neusten Lichttechnik.

Eine ausführliche Besprechung der Ausstellung und des Katalogs gibt es hier.

Illustration Pieke Bergmans «Totally in Love» 2012. Foto @Jürg Bürgi 2013.